Blutzuckerwerte: Was sie bedeuten (2024)

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und, Ärztin

Dr. med. Andrea Reiter

Dr. med. Andrea Reiter ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die Blutzuckerwerte geben den Zuckergehalt des Blutes an. Er verändert sich im Laufe des Tages, abhängig von der Nahrungsaufnahme. Nach dem Essen steigen die Blutzuckerwerte an, am Morgen nach dem Aufstehen sind sie am niedrigsten. Bei manchen Erkrankungen ist die Regulation des Blutzuckerspiegels gestört. Lesen Sie alles Wichtige über die Blutzuckerwerte.

Was sind die Blutzuckerwerte?

Durch den Blutzucker wird die Energieversorgung der Zellen sichergestellt. Die mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate gelangen in den Darm, werden dort in kleinere Zuckermoleküle aufgespalten und ins Blut aufgenommen. Ein von der Bauchspeicheldrüse produziertes Hormon, das Insulin, sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird. Er ist der wichtigste Energielieferant für die Zellen, gewissermaßen ihr "Treibstoff".

Menschen, deren Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin produziert, leiden unter der sogenannten Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Ihr Blutzuckerspiegel ist meistens zu hoch. Das kann auf Dauer die Blutgefäße und Organe schädigen. Gleichzeitig herrscht in den Zellen ein Energiemangel, weil der Zucker nicht in die Zellen geschleust werden kann.

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Wann bestimmt man die Blutzuckerwerte?

Der Blutzuckerwert wird bei verschiedene Fragestellungen bestimmt:

  • um eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) festzustellen
  • um den Blutzuckerspiegel bei bekanntem Diabetes mellitus zu kontrollieren
  • um die Therapie bei Diabetikern zu kontrollieren und anzupassen
  • jährlich bei Personen, die ein höheres Risiko für Diabetes haben
  • bei Beschwerden, die auf einen Diabetes hinweisen (Gewichtsverlust, Durst, häufiges Wasserlassen, Leistungsknick)
  • bei Schwangeren und Neugeborenen
  • bei Verdacht auf Unterzucker oder Überzucker
  • bei Bewusstlosigkeit ohne erklärbare Ursache
  • bei Fehl- oder Mangelernährung
  • bei bekannten Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels (z.B. durch Enzymmangel)
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Wie werden die Blutzuckerwerte bestimmt?

Der Blutzuckerwert wird meist am Morgen bestimmt, bevor der Patient etwas gegessen hat (Nüchtern-Blutzucker). Durch einen Stich in den Finger oder das Ohrläppchen wird ein Tropfen Blut gewonnen und auf ein kleines Stäbchen aufgetragen. Das Stäbchen wiederumwird in ein Blutzuckermessgerät gesteckt. Nach etwa einer halben Minute zeigt das Gerät dann den Zuckergehalt im Blut an. Der Blutzuckerwert kann aber auch im Rahmen einer normalen Blutabnahme bestimmt werden.

Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)

Wenn auffällige Nüchtern-Blutzuckerwerte (und/oder sonstige Faktoren wie vermehrter Harndrang oder starker Durst) den Verdacht auf eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ergeben, kann der Orale Glukosetoleranztest (oGTT) Klarheit bringen:

Zunächst wird der Nüchtern-Blutzucker bestimmt. Dann trinkt der Patient eine genau definierte Menge einer Zuckerlösung. Nach zwei Stunden wird gemessen, wie hoch der Blutzuckerwert angestiegen ist und wie schnell er wieder abfällt.

Eindeutig erhöhte Werte im Zuckertest zeigen einen Diabetes hin. Dann gibt es noch Menschen, die zwar noch nicht an Diabetes erkrankt sind, aber schon abnorme Zuckerwerte aufweisen. Der Zuckerstoffwechsel ist auch bei ihnen bereits gestört (Vorstufe von Diabetes).

oGTT bei Schwangeren

Schwangeren Frauen wird routinemäßig ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) angeboten. Der Grund ist, dass ein kleiner Teil der Frauen in der Schwangerschaft Diabetes entwickelt. Dieser Schwangerschaftsdiabetes kann ernste Komplikationen bei Mutter und Kind auslösen. Deshalb sollten alle Schwangere vorsichtshalber zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche den Zuckerbelastungstest machen (50g-oGTT als Vortest, 75g-oGTT). So kann ein sich entwickelnder Diabetes gegebenenfalls frühzeitig erkannt und behandelt werden.

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Blutzuckerwerte-Tabelle

Die Nüchtern-Blutzucker-Normalwerte sind vom Alter abhängig:

Nüchtern-Blutzucker: Normwerte

bis 1 Tag

34 - 99 mg/dl

2 Tage

46 - 81 mg/dl

3 Tage bis 17 Jahre

60 - 99 mg/dl

ab 18 Jahre

74 - 99 mg/dl

Normwerte beim oralen Glukosetoleranztest

In folgender Tabelle lesen Sie, ab wann die Blutzuckerwerte nach dem Essen und beim oGTT (2 Stunden nach Trinken der Zuckerlösung) krankhaft erhöht, grenzwertig erhöht beziehungsweise normal sind:

Nüchtern-Blutzuckerwert

Gelegenheits-Blutzuckerwerte (Blutzuckerwerte nach dem Essen)

oGTT

(2h-Wert)

Diabetes mellitus

≥ 126 mg/dl

≥ 7 mmol/l

≥ 180 mg/dl

≥ 10 mmol/l

≥ 200 mg/dl

≥ 11,1 mmol/l

Abnormer Nüchtern-Zucker

100 - 125 mg/dl

5,6 – 6,9 mmol/l

140 – 199 mg/dl

7,8 – 11,0 mmol/l

Blutzuckerwerte Normal

< 100 mg/dl

< 5,6 mmol/l

<130 mg/dl

< 7,2 mmol/l

<140 mg/dl

<7,8 mmol/l

Achtung: Je nach Messmethode finden sich in der Fachliteratur zum Teil auch abweichende Normwerte.

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Wann sind die Blutzuckerwerte zu niedrig?

In folgenden Fällen finden sind die Blutzuckerwerte zu niedrig:

  • Überdosierung des Insulins während der Diabetestherapie
  • Überproduktion von Insulin bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse (z.B. Insulinom)
  • Störungen des Hormonhaushalts durch eine Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse, der Schilddrüse oder der Nebennierenrinde
  • nach übermäßiger körperlicher Arbeit ohne ausreichende Nahrungszufuhr
  • Mangelernährung, zum Beispiel bei Alkoholikern, nach übermäßigem Fasten oder bei Nahrungsverweigerung (Anorexia nervosa)
  • schwerer Leberschaden, zum Beispiel Leberzirrhose
  • nach Alkoholgenuss auf nüchternen Magen

Ein verminderter Blutzucker führt zunächst zu Hunger, Schwindel, Müdigkeit und Schweißausbrüchen. Wird weiterhin kein Zucker zugeführt, kann es zu Krampfanfällen und zum Kreislaufkollaps bis hin zum Schock oder Tod kommen.

Menschen mit einer länger bestehenden Diabeteserkrankung haben bei Unterzucker oftmals nur wenige oder gar keine typischen Symptome und können deshalb nicht rechtzeitig gegensteuern. Sie müssen daher regelmäßig ihre Blutzuckerwerte kontrollieren, vor allem wenn sie vermehrt körperlich aktiv sind (etwa beim Sport).

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Wann sind die Blutzuckerwerte zu hoch?

Erhöhte Blutzuckerspiegel können folgende Ursachen haben:

  • Diabetes mellitus
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Hormonstörungen durch Tumoren im Nebennierenmark oder Tumoren der Hirnanhangsdrüse
  • Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
  • seltene Erbkrankheiten
  • als Nebenwirkung bestimmter Medikamente

Bei erhöhten Blutzuckerwerten treten häufig ein Durstgefühl, Sehstörungen und ein vermehrter Harndrang auf. Auch besteht die Gefahr, dass ein lebensbedrohendes Koma eintritt. Langfristig schädigt ein erhöhter Blutzucker die Gefäße. Die Folgen können Arteriosklerose, Nierenschwäche, Schlaganfall und der Verlust der Sehkraft sein. Auch schwere Gewebeschäden sind möglich, beispielsweise an den Unterschenkeln und Füßen ("diabetischer Fuß").

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Was tun bei veränderten Blutzuckerwerten?

Dass der Blutzucker gelegentlich etwas unter oder über dem Normwert liegt, ist keine Seltenheit. Das hängt dann mit der Nahrungszufuhr, der körperlichen Aktivität oder möglichen Infektionen zusammen. Dennoch sollte ein aus der Norm fallender Blutzuckerwert stets nachkontrolliert werden. Gegebenenfalls müssen weitere Werte bestimmt werden, die den Verdacht auf einen Diabetes mellitus erhärten können. In einem solchen Fall wendet man sich an einen Diabetologen (auf Diabetes spezialisierter Facharzt für innere Medizin). Darüber hinaus wird der Hausarzt die Blutzuckerwerte bei einem gestörten Zuckerstoffwechsel engmaschig kontrollieren.

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Autoren:

Blutzuckerwerte: Was sie bedeuten (1)

Dr. med. Andrea Reiter

Dr. med. Andrea Reiter ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Blutzuckerwerte: Was sie bedeuten (2)

Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Quellen:

  • Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 27.03.2019)
  • Schottdorf-Timm, C. & Maier, V.: Laborwerte, Gräfe und Unzer Verlag, 2015
  • Universitätsklinikum Essen, Zentrallabor: Referenzwerteverzeichnis für Erwachsene und Kinder (Stand: Juni 2018)
Blutzuckerwerte: Was sie bedeuten (2024)
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Author: Ouida Strosin DO

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